Mittwoch, 27. Mai 2015

Welt-MS-Tag 2015

Liebe Leser,

die MS hat viele Gesichter - Ich bin eines davon und dies ist meine Geschichte:


Es begann im Oktober 2008. Ich hatte ein Blind Date. Ja, auch schon damals habe ich mich im Dating-Dschungel bewegt - irgendwie erschreckend, müsste ich doch schon verheiratet sein und ein Häuschen im Grünen mit 2 Kindern, einem Hund und drei Wasserschildkröten mein Eigen nennen. Wir gingen etwas trinken. Der Mann schien begeistert von mir zu sein, so begeistert das er während des Dates kein Wort herausbrachte. Oder verwechsle ich begeistert mit eingeschüchtert? Zwischendurch musste ich auf die Toilette, stand auf und torkelte weg. Moment mal, ich hatte doch nur Wasser getrunken - pur! Im Kopf völlig klar und nüchtern versuchte ich meine Beine unter Kontrolle zu bekommen. Sollte das für  mich als Alleinunterhalter sehr anstrengende Gespräch etwa meine Beine zum Einschlafen gebracht haben? Kurze Zeit später beendete ich das Date; krampfhaft bemüht geradeaus zu laufen. Zu Hause bemerkte ich das meine rechte Seite in Brusthöhe taub war. Wie so oft dachte ich das der Schlaf es schon richten würde. Doch am nächsten Morgen war die Stelle immer noch taub, ich war erschöpft und meine Beine wackelig. Es war Sonntag und ich fuhr zur Arbeit um mich mit Inventarisierung zu beschäftigen. Ich kam kaum die Treppe in den zweiten Stock hoch. Nachdem ich mich immer wieder an Schreibtischen aus der Hocke hochziehen oder vor Erschöpfung ständig Pausen einlegen musste begab ich mich schnell zurück nach Hause ins Bett.

In den nächsten Tagen breitete sich sowohl die Taubheit als auch die Müdigkeit aus. Die Hausärztin vermutete einen eingeklemmten Nerv und empfahl warme Bäder. Außer das ich mir das Beim beim Einstieg in die zu heiße Badewanne verbrühte weil ich nichts fühlte passierte nichts. Sie überwies mich an den Orthopäden mit Verdacht auf Bandscheibenvorfall. Als ich morgens aufstand spürte ich mein rechtes Bein bereits nicht mehr. Ich setzte mich trotzdem ins Auto, rollte vom Hof, wollte Bremsen, aber mein Fuß hatte keinerlei Kraft. Aus den Augenwinkeln sah ich einen Schulbus auf mich zukommen. Panisch riss ich an der Handbremse, stemmte meine Hand auf mein rechtes Bein damit es auf der Bremse blieb und verfluchte mich selbst. Bis zum Orthopäden wählte ich eine Strecke ohne Ampeln und Steigungen. Schweissnass vor Angst kam ich dort an. Er faltete mich auf seiner Liege zusammen, warf sich einige Mal auf mich um Verspannungen zu lösen, schickte mich ins MRT zur Lendenwirbelsäulen Diagnostik und zur Krankengymnastik. Ich quälte mich zum Physiotherapeuten, doch als ich dort raus kam ging gar nix mehr. Mein rechtes Bein war definitiv nicht mehr zu gebrauchen, ich war nicht mehr straßenverkehrstauglich. Das MRT war ohne Befund. Nicht weiter verwunderlich, denn ich hatte immer wieder darauf hingewiesen, das die Taubheit von der Brustwirbelsäule ausging. Ein Arzt schickte mich zum anderen. Zwischendurch versuchte ich arbeiten zu gehen, ein netter Kollege spielte Taxi und und ich ließ auch meine Theatergruppe nicht im Stich. Bei der Theaterpremiere musste man mir die Schuhe mit doppelseitigem Klebeband an den Füßen festkleben, aber das Humpeln konnte ich perfekt in meine Figur integrieren und bekam tosenden Applaus. Direkt nach der Vorstellung fuhr mich eine Freundin nach Hause, auf allen vieren kroch ich die Treppe zu meiner Wohnung hoch und fiel in tiefen Schlaf.

Irgendwann landete ich beim Neurologen. Dieser fackelte nicht lange und ließ endlich ein MRT von der BWS anfertigen. Es zeigte das ich drei große Entzündungsherde in der Wirbelsäule hatte die sämtliche Nervenstränge abdrückten. Um herauszufinden was diese Entzündung bedeutet und um sie zu behandeln schickte man mich nach Hannover ins Krankenhaus. Dort lag ich also in einem 4-Bett Zimmer und jeder von uns stand die Lumbalpunktion bevor. Hierbei wird mit einer Kanüle in die Höhle am Ende der Wirbelsäule gestochen und etwas Gehirnflüssigkeit abgezapft. Das Mädel neben mir, eine absolute Ghetto-Drama-Queen, war als erste dran. Die Punktion wurde auf dem Zimmer gemacht und man schickte Sabine (meine Bettnachbarin gegenüber) und mich hinaus damit wir nicht abgeschreckt wurden. Eine halbe Stunde später durften wir wieder hinein. Ghetto-Queen saß bitterlich schluchzend auf dem Bett, meine Angst stieg immer mehr - vor allem als sich herausstellte das die Nadel bei Ihrem Körperfett zu kurz war und die Punktion gar nicht gemacht wurde. Ein kurzes Abtasten meines Rückenspecks und die Ärztin meinte: "Bei Ihnen klappt das schon." Um sich zu trösten schleppte Ghetto-Queen abends den Cafeteria-Boy ab und auf unser Zimmer. Sodom und Gomorrha!

Am nächsten Tag also hieß es für mich: Augen zu und durch. Sabine stand mir bei. Die sehr junge Ärztin kam mit Verstärkung hinein. Misstrauisch erkundigte ich mich ob sie das schon öfter gemacht hätte. Sie bejahte. Ich blieb skeptisch. T-Shirt hoch. Nadel angesetzt. Ein Schmerz durchfuhr mich. Ich sagte mir: "Durchhalten - gleich ist es vorbei." Da tönte die Stimme in meinem Rücken: "Das war wohl daneben. Noch mal!" Die Kanüle wurde erneut in meinen Rücken gejagt. Ich biss mir auf die Lippe, die ersten Tränen kamen. Sabine versuchte mich abzulenken doch ich ranzte sie nur undankbar an. "Oh, schon wieder daneben. Noch mal!" Jetzt war das echt nicht mehr lustig. Der dritte Stich - ich schluchzte. Und schon wieder daneben. Ein viertes Mal wurde zugestochen. Mir reichte es. Ich protestierte laut. "Aufhören! Ich will das nicht mehr." In dem Moment kam eine ältere Ärztin, sah mir über die Schulter, tätschelte mich und sagte: "Sie haben es gleich geschafft, die Flüssigkeit läuft schon." Den Rest des Tages verbrachte ich im Liegen und trank 3 Liter Wasser um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. 

Am nächsten Tag das Ergebnis: chronische Entzündung. Hä? Was heißt das denn jetzt? Das könne alles sein. Man wäre sich nicht so sicher und würde mir erstmal Cortison Infusionen verabreichen. 3 Tage lang wurde ich mit Cortison vollgepumpt und weiteren Untersuchungen unterzogen. Dann entließ man mich genau an dem Tag an dem mich niemand abholen konnte. Völlig heruntergekommen kämpfte ich mich mit öffentlichen Verkehrmitteln nach Hause. Ich hatte weder eine Diagnose bekommen, noch hatte sich mein Gesundheitszustand verbessert. Im schlimmsten Fall sagte man mir wäre es MS.

"MS?" ruft meine Mutter entsetzt. "Oh mein Gott, du wirst im Rollstuhl enden." Ich wusste nicht wie mir geschieht und war damit beschäftigt alle um mich herum zu beruhigen. Ein Besuch beim Neurologen brachte mich auch nicht weiter. Seine Antwort: "Wir sehen uns dann beim nächsten Schub." Auf eine Diagnose wollte auch er sich nicht festlegen. Inzwischen bekam ich langsam wieder etwas Gespür im rechten Bein, dafür verlor ich es im linken. Ich war verzweifelt. Oft weinte ich Nachts und dachte an all die Tage an denen ich meine Beine nicht benutzt hatte, an all die verpassten Gelegenheiten zu tanzen. Was noch hinzukam waren Migräneartige Kopfschmerzen, vermutlich eine Nachwirkung der Lumbalpunktion. 3 Monate dauerten sie an und verschwanden dann. Bis mein Gefühl in den Beinen und Füßen wieder vollständig da war und auch die enorme Erschöpfung verschwand dauerte es fast ein dreiviertel Jahr. In der Zwischenzeit durchforstete ich das Internet bis in den entlegensten Winkel. Was ist eigentlich diese MS bei der man immer sofort den Rollstuhl vor dem geistigen Auge sieht? Die DMSG (Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft) schreibt dazu folgendes:

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Zentralnervensytems, die ganz unterschiedlich verlaufen kann und meist im frühen Erwachsenenalter beginnt. Sie wird von den Ärzten auch Enzephalomyelitis disseminata (ED) genannt. Übersetzt heißt dies: eine im Gehirn und Rückenmark verstreut auftretende Entzündung. 
Das Gehirn stellt eine Art Schaltzentrale dar, in der Signale über das Rückenmark zum Körper gesendet oder von dort empfangen werden; diese werden von verschiedenen Nervenfasern geleitet, die ähnlich wie elektrische Kabel von einer Schutz- bzw. Isolierschicht umgeben sind. Entsteht ein Entzündungs- herd im Bereich dieser Schutzschicht, können die Botschaften nicht so wirkungsvoll übertragen werden: der MS-Erkrankte kann dann abhängig von der Lage des Herdes zum Beispiel Kribbelmissempfindungen verspüren, vermehrt stolpern oder Schwierigkeiten beim Sehen bekommen.
Das Auftreten von einem oder mehreren (multiplen) Entzündungsherden mit entsprechenden körperlichen Störungen und Ausfällen nennt man Schub. Ein Schub hat nicht mit einem plötzlichen Anfall zu tun - meist entwickelt er sich innerhalb von Stunden oder Tagen und klingt nach einiger Zeit wieder ab. Nach dem Schub kann eine Rückkehr zur normalen Funktion eintreten, entzündetes Nervengewebe vernarbt (sklerosiert) und leitet die Impulse nicht mehr optimal. Deshalb passiert es, dass sich die Symptome nicht immer ganz zurückbilden. 
Aufgrund der verschiedenen möglichen Positionen der Herde im Zentralen Nervensystem, der unterschiedlichen Häufigkeit der Schübe und des Umfangs der Rückbildung kann das Erscheinungsbild der Erkrankung sehr stark variieren. Deshalb spricht man auch von der "Krankheit mit den 1000 Gesichtern".

Hört sich erstmal alles ganz ok und irgendwie auch zu bewältigen an, sagte mein realistisches selbst. Die heutige Technik ist so modern das einfach viel mehr gesehen und diagnostiziert werden kann, eben auch "leichte" Fälle beruhigte ich mich. Ich zertrümmerte den imaginären Rollstuhl und schob alle beängstigenden Gedanken von mir. Froh wieder laufen zu können, reiste ich nach New York um meine allerliebste Sandy zu besuchen und rannte dort Kilometer um Kilometer die Stadt ab.

Durch einen Trick schaffte ich es bei einer MS-Spezialistin aufgenommen zu werden. Sie hatte den Verdacht das ich an Borreliose leiden könnte, denn genau an der Stelle wo die Entzündung auftrat hatte ich einmal eine Zecke. Borreliose ist schwer zu diagnostizieren da die meisten Tests falsch positiv oder falsch negativ sind. Ich machte vier verschiedene Tests und alle waren negativ. Kurze Zeit später wurde mein rechter Arm taub und wenn ich den Kopf senkte bekam ich eine Art elektrischen Schlag in der Wirbelsäule. Wie das MRT zeigte hatte ich einen Entzündungsherd in der Halswirbelsäule, beim Kopf senken wurde dieser stimuliert und das nennt sich Lhermitte Zeichen - ein MS-Indikator. Mit eintreten des zweiten Schubes stand die Diagnose Multiple Sklerose. Ich war nicht geschockt, schließlich hatte ich genug Zeit mich an den Gedanken zu gewöhnen. Um ein genaues Bild über das Ausmaß zu bekommen musste ich mich noch einem Gehirn-MRT unterziehen. Das Ergebnis zog mir erstmal den Boden unter den Füßen weg. Auch im Gehirn hatte ich bereits Entzündungsherde. Die Neurologin empfahl eine Medikamentöse Therapie und wies immer wieder auf die Gefährlichkeit der Herde in der Wirbelsäule hin. Ich hatte Angst - oh ja, natürlich - aber ich durfte und konnte sie niemandem zeigen oder darüber sprechen. Ich wahrte meine zuversichtliche Fassade und selbst heute spiele ich vor den meisten Leuten alles herunter. 

Halbherzig entschloss ich mich ein Medikament zu spritzen. Wohl war mir dabei nicht weil ich soweit möglich Medikamente meide. Die Medikamenten Industrie verdient anscheinend eine goldene Nase an mir, denn ich hatte nun eine persönliche Krankenschwester die ins Haus kam und mir zeigte wie man spritzt, einen Haufen Werbegeschenke mitbrachte und mir jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung stand. Ich begann mit dem Spritzen und fühlte mich schlechter als vorher. Meist war ich nach dem Spritzen aufgrund der Nebenwirkungen an der Einstichstelle erstmal ausgeknockt und meine Angst vorm Spritzen wuchs von Tag zu Tag. Nach kurzer Zeit beschloss ich damit aufzuhören da auch niemand sagen kann wie die MS verläuft und ob man mit Medikamenten länger Schubfrei ist als ohne. Meine Neurologin bot mir an in einer Tabletten-Studie mitzuwirken. Ich las mir die Studie mit all ihren Nebenwirkungen und Risiken durch und lehnte ab. Ob meine Entscheidung richtig war oder nicht werde ich erst in einigen Jahren wissen. Ich überdenke meine Entscheidungen bei jedem Schub neu und höre auf mein Inneres. Seitdem ich weiß wie schädlich Schweinefleisch ist und welch großen Anteil es an chronisch entzündlichen Prozessen im Körper hat esse ich es nicht mehr. Ich nehme pflanzliche Mittel, gehe regelmäßig ins MRT zur Verlaufskontrolle, versuche eine positive Einstellung zu bewahren und öfter auf meinen Körper zu hören. Jede Missempfindung nehme ich 100 mal deutlicher war als ein gesunder Mensch, immer mit der unruhigen Frage ob sich ein Schub anbahnt oder lediglich zu viel Stress dafür sorgt das mein Körper die Störungen nicht mehr unterdrücken kann. Die Krankheit macht mich mir selbst teilweise fremd. Am Schlimmsten sind die Sogenannten kognitiven (unsichtbaren) Störungen wie Erschöpfung, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, verlangsamtes Denken, etc. Wer mir auf der Straße begegnet oder mich kennenlernt würde vermutlich nicht denken das ich krank bin, da nichts von außen darauf schließen lässt und genau das ruft bei anderen oft Unverständnis hervor.

Mein Umgang mit der Krankheit war von Anfang an ein offener denn es würde mich viel zu viel Kraft kosten immer Ausflüchte zu erfinden und das Ganze vertuschen zu wollen. Gerade in letzter Zeit frage ich mich jedoch ob dieser offene Umgang der richtige ist. Denn als kranker/behinderter Mensch ist man in der Gesellschaft oft ein Mensch zweiter Klasse, sei es im Berufsleben oder bei der Partnersuche. Vor einiger Zeit las ich eine hitzige Diskussion im Internet in der es darum ging das man als Kranker gefälligst verpflichtet sei dem potentiellen Date Partner dies mitzuteilen, denn schließlich wolle sich doch keiner so einen Menschen aufbürden. Von Betrug und schlimmerem wurde da gesprochen. Doch Individuen die "einen an der Waffel" haben - und davon habe ich viele gedatet - dürfen ihr Unwesen treiben. Mein letztes Date vor drei Monaten hat mich sehr ins Grübeln gebracht, nicht weil er mit meiner Erkrankung ein Problem hatte sondern weil ich mich zum ersten Mal gefragt habe ob ich jemandem für den ich so starke Gefühle empfinde wirklich einen Mensch wie mich zumuten möchte oder ob ich mir für ihn nicht einen gesunden Menschen wünsche. Das Gefühl der Unzulänglichkeit hat mich ergriffen. Ich hatte das nie da ich immer der Meinung war das mein wunderbarer Charakter und all das was ich zu geben habe reichen müsste, doch nun wirbeln andere Gedanken durch mein Gehirn - auch wenn der Mann längst über alle sieben Weserberge verschwunden ist.

Man sagt: Die MS schläft nicht und letztes Jahr habe ich das zu spüren bekommen. 2013 war sowohl beruflich als auch privat ein von negativem Stress geprägtes Jahr, umso erstaunter war ich als es im MRT hieß: Keine neuen Herde. 2014 war ein gutes Jahr, bis auf eine unglaublich schlimme Erschöpfungsphase der ich jedoch nicht viel Bedeutung beimaß. Ich ging also ganz entspannt in die MRTs und da hatte das kleine Scheißerchen doch glatt in meinem Gehirn mit 5 neuen Herden wieder zugeschlagen. Keiner weiß wie sich die Krankheit entwickeln wird. Ich selbst sage mir immer wieder das ich ein Glücksschweinchen bin und der Verlauf ein milder sein wird. Trotzdem habe ich manchmal Angst und sehne mich nach Halt. Es ist nicht einfach immer wieder aufzustehen, stark zu sein und allein zu kämpfen - vor allem gegen Behörden, gewisse Mitmenschen und Co. Gerade die mich belastende Fatigue ist nichts messbares, nichts sichtbares und genau das macht es so anstrengend. Stellt euch vor ihr hättet eine Woche lang nicht geschlafen und statt dessen jede Nacht im Hafen Fische geschleppt und tagsüber gefeiert. So fühle ich mich meistens. Mit Anfang 20 bin ich fast geplatzt vor Energie. Erst letztens schrieb mir jemand von früher ob ich immer noch so viele Hummeln im Hintern hätte und ständig unterwegs wäre. Ja, die Hummeln sind noch da und es gibt auch Tage an denen sie sehr aktiv sind

Ich konnte noch nie gut Hilfe annehmen. Soweit möglich mache ich alles selbst, ich schleppe meine bei IKEA gekauften Möbel nach Hause und baue sie auf, ich war immer ein Mädchen mit körperlichem Biss. Nun habe ich schon Probleme eine Kiste Wasser zu schleppen (ein Hoch auf das Leitungswasser!). Das zu akzeptieren fällt mir schwer und oft quäle ich meinen Körper einfach zu leisten was ich von ihm erwarte. Mein Leben hat sich verändert, es gibt gute und schlechte Tage aber ich mache aus allen das Beste. Mein Humor hilft mir dabei, denn ich lache gerne und viel. Ich frage mich nie warum gerade ich diese Krankheit bekommen habe, das ist müßig und würde zu nichts führen. Ich warte auch nicht auf das Wundermedikament das mich heilt. Statt dessen tanze und feiere ich das Leben sooft ich die Möglichkeit dazu habe.

Eure NadinE


11 Kommentare:

  1. Liebe NadinE,

    ich wünsche dir das du viele Möglichkeiten haben wirst zu tanzen. Zu Feiern. Das Leben zu zelebrieren.

    Die Frage: Warum ich? ist wirklich müßig. Eine Antwort gibt es nicht. Das weiß ich, seitdem ich selber mit diversen Krankheiten zu tun habe.

    Danke für deinen Bericht - laß dich nicht unterkriegen und bewahre dein Lachen.

    LG Gabi

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    1. Liebe Gabi,
      ich wünsche Dir auch alle Gute. Wir lassen uns nicht unterkriegen!
      LG NadinE

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  2. Hallo,
    danke für Deinen sehr ehrlichen Bericht. In meinem nahen Umfeld gibt es auch einige Betroffene. Die Cousine meines Mannes, der Bruder einer Kollegin, die Mama einer Klassenkameradin meines Sohnes, eine weitere Bekannte. Bei allen wurde es etwas zur gleichen Zeit festgestellt. Bis dahin hatte ich nichts mir dieser Krankheit zu tun. Ich bewundere Dich und alle Betroffenen. Ihr braucht viel Kraft, Mut, Optimismus. Alle sind aber durch die Medikamente die gut eingestellt sind, schon relativ lange Schubfrei. Das wünsche ich Dir auch.
    Und ja die Frag nach dem Warum ist hier wie auch in anderen Bereichen leider müßig und zermürbt nur zusätzlich. Das kenne ich leider auch. Ich habe eine genetischen Blutgerinnungsstörung. Hatte eine Thrombose, muss mein Leben lang Medikamente nehmen. Habe aber glücklicherweise keine körperlichen Einschränkungen dadurch. Sch.... ist es trotzdem. Das oft so flapsig dahin gesagte: Gesundheit ist das Wichtigste, bekommt eine ganz andere Bedeutung.
    Alles Gute für Dich!!!!
    LG Saba

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    1. Liebe Saba,
      Ich wünsche Dir auch alles Gute. Tja, solange man Gesundheit hat ist sie selbstverständlich, hat man sie nicht mehr dann verschieben sich viele Dinge im Leben.
      Lg Nadine

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  3. Wow, Nadine, mir steht echt das Wasser in den Augen! So ein toller und berührender Text. Manchmal fühlt man sich ja einer Bloggerin fast verbunden wie einer Freundin, weil man mal in ihren Kleiderschrank lugen darf oder via Fotos / Text miterleben was sie gerade erlebt. Die Hummeln im Hintern finde ich liest man oft aus deinen Texten heraus, aber gerade deswegen hätte ich nie vermutet, dass du mit so einer Diagnose kämpfst. Ich finde es mutig und voller Power wie ehrlich du darüber schreibst (auch über die Selbstzweifel) und bin sicher, dass du damit für viele Vorbild bist. Und für jeden Topf gibt es einen passenden Deckel... für dich auch, da bin ich mir ebenfalls hundertprozentig sicher. Man muss sein Deckelchen nur irgendwie finden (und ja, das kann leider schon mal dauern). Wenn man sich verliebt ist einem alles egal und würde man immer an die Zukunft denken und das was mal sein könnte, dann würden wir verrückt. Auch wenn das allenfalls indirekt zum Thema passt, aber ähnliche Gedanken (das man nicht zuviel an das denken sollte was mal sein KÖNNTE) hatte ich auch, als mir in der Schwangerschaft die Frühdiagnostik für mein Baby anbot. Denn selbst wenn in der Schwangerschaft festgestellt wird, dass man ein perfekt gesundes Baby erwarten darf... wer kann einem dann schon garantieren, dass bei der Geburt und danach alles gutgeht? Sicherheit gibt es nicht und wird es nie geben. Das Leben ist viel zu komplex um alle Eventualitäten abzudecken. Wer heute noch "gesund" ist, könnte schon morgen herausfinden, dass er bereits vorgestern "krank" war. Deshalb habe ich mich gegen Tests (z.B. ob es an Trisomie 21 leiden könnte) entschieden. Die Grenzen zwischen Gesundheit und Krankheit sind sowieso sehr individuell und fließend, soviel haben mich die mittlerweile über 15 Jahre Berufstätigkeit in unserem Gesundheitssystem gelehrt. Auf dein Bauchgefühl hören ist jedenfalls das Beste was du tun kannst. Letztlich gleicht kein Verlauf dem anderen, genauso wenig wie kein Mensch dem anderen exakt gleicht. Du jedenfalls bist und bleibst ein ganz besonderes Exemplar :-) :-)
    Ich wünsche dir weiterhin Gesundheit und soviel Wuseligkeit wie ich sie hier auf deinem Blog bisher gelesen habe. Alles Liebe,
    Vicky

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    1. Liebe Vicky,
      mir stehen bei Deinem Kommentar auch die Tränen in den Augen. Danke! Du bist ja eine meiner Lieblingsbloggerinnen weil ich mich mit deinen Texten und deinem Humor so sehr identifizieren kann. Auch wenn ich sehr offen mit meiner Erkrankung bin habe ich kurz gezögert diesen Text zu schreiben und zu veröffentlichen. Aber die Krankheit mit all Ihren Ängsten gehört eben zu mir und dies ist schon lange kein reiner Fashionblog sondern eher ein Tagebuch meiner Erlebnisse und Gedanken. Was Du über die Liebe und das Verlieben sagst stimmt 100%ig. Schließlich kann jeder in den man sich verliebt krank werden und gerade ab einem gewissen Alter lässt sich sowas nicht vermeiden. Ich hänge zur Zeit einfach in einer Gedankenspirale fest. Was kommen soll wird wohl kommen, aber es gibt eben nicht nur Töpfe sondern auch krumme Bratpfannen wie mich ;-)
      Zum Thema Schwangerschaft: Das sehe ich ganz genauso wie du. Ich habe in meiner letzten Partnerschaft auch darüber nachgedacht, Verantwortung bzgl. Vererbungsrisiko der MS und durch die Cortisoninfusionen wurde bei mir zusätzlich Diabetes ausgelöst. Das hat mich sehr ins Grübeln gebracht und ich hatte große Angst das ein Baby in meinem Körper einfach schlechte Lebenschancen hat. Für mich war aber immer klar das ich keinesfalls so eine Frühdiagnostik hätte haben wollen. Meine Mutter hat damals mit mir ein wunderhübsches kerngesundes kleines Mädchen geboren. Nie im Leben hätten meine Eltern sich träumen lassen das ich an MS leide. So ist es eben - unberechenbar. Und was wäre wenn alles berechenbar wäre? Wäre ich dann vielleicht gar nicht auf der Welt? Ein schrecklicher Gedanke....
      LG NadinE

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  4. Liebe Nadine,
    wow, was für ein Eintrag.... Ich finde es toll, dass Du Deine LeserInnen so offen an Deinen Gefühlen und Gedanken teilhaben lässt und Du kannst Dir sicher sein, dass sie alle Dir total positive Gedanken und Energie schicken! Ich tue es auf jeden Fall!
    Ich wünsche Dir, dass Du Deine Kraft und Deinen Humor behältst und dass auch die "krumme Bratpfanne" (das sind doch eh die besten, geliebten, nie ausgetauschten, denn in ihnen gelingen die besten Bratkartoffeln der Welt!) ihren ganz eigenen Deckel findet. Wer hat denn keine körperlichen oder seelischen Beulen....
    Weiter viel Kraft, positives Denken, ausgiebiges Weiterwuseln und Durchs-Leben-Tanzen!
    Liebe Grüße,
    Indra

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    1. Liebe Indra,
      welch wunderbaren Worte über "krumme Bratpfannen"! Du hast so Recht, es braucht nur ein wenig Zeit bis ich auch wieder so denken kann. Vielen Dank für Alles was Du geschrieben hast. Ich bin sehr überwältigt von all dem positiven Feedback auf diesen Beitrag :-*
      LG NadinE

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  5. Liebe Nadine,
    deine Geschichte ist sehr bewegend. Sie geht mir nicht aus dem Kopf, trieb mir Tränen in die Augen aber ich empfand auch Freude, Freude über diese Sätze:
    "Ich frage mich nie warum gerade ich diese Krankheit bekommen habe, das ist müßig und würde zu nichts führen. Ich warte auch nicht auf das Wundermedikament das mich heilt. Statt dessen tanze und feiere ich das Leben sooft ich die Möglichkeit dazu habe."
    Damit hast du so Recht!!! Noch bevor du diesen Beitrag eingestellt hattest, war ich immer wieder beeindruckt über deine Energie und deinen Tatendrang, den du z. B. durch die Schauspielerei zum Ausdruck bringst. Und auch über deinen Humor, z. B. deinen Kleiderschrank aus deinem Leben erzählen zu lassen.
    Sicher weißt du, dass auch Malu Dreyer, die Ministerpräsidenten von RLP MS hat? Und sie lässt sich auch nicht unterkriegen!

    Was du immer mal wieder über deine Dates schreibst, erschreckt mich. Anscheinend ist Dating via Internet ein knallharter Markt. Da haben Männer / Leute anscheinend die Checkliste ihres "Idealpartners" im Kopf und diese Liste wird gnadenlos abgehakt, Menschen werden durchs Sieb gerüttelt und wenn das ein oder andere Kriterium nicht passt, fällt der Mensch durchs Rost. Man kann denjenigen nur wünschen, dass sie reifer werden (oder bei anderer Gelegenheit ebenfalls ausgesiebt werden).

    Vicky schreibt so schön, dass sich für jeden Topf ein passender Deckel findet. Der passende Deckel wird sich auch bei dir finden, vielleicht ganz unverhofft.
    Und dann wird sich alles andere - auch eine Familiengründung - finden.

    Ob einem Partner die eigene gesundheitliche Beeinträchtigung zugemutet werden kann? Wenn es der "Richtige" ist, wird er damit klar kommen.
    Ich stelle mir vor, dass nicht eben wenige Ehen geschieden werden, wenn einer der Partner die Erwartungen des Partners nicht mehr erfüllt - sei es hinsichtlich Gesundheit, Aussehen, beruflichen Erfolg / Misserfolg oder was auch immer. Es gibt aber auch Beziehungen, die durch solche Veränderungen im Leben noch gefestigt werden. Manche verlassen ihren Partner, wenn er schwer erkrankt, andere stehen fest zu ihm/ihr.
    Was die Offenlegung deiner Krankheit gegenüber einem neuen Partner betrifft, so verlasse dich ganz auf dein Bauchgefühl. Es wird dir sagen, wann dazu der richtige Zeitpunkt ist.
    Wenn ein Mann sich dann verkrümelt, hätte er sich auch in der Ehe verkrümelt, wenn das Leben einmal eine Talfahrt bereit hält.
    Liebe Nadine, ich wünsche dir alles Liebe und Gute. Ich wünsche Dir, dass dir der "Richtige" über den Weg läuft - am besten einfach so. (Und ich freue mich auf weitere deiner Posts.)
    Liebe Grüße
    Neumon

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  6. Liebe Nadine, wir warten auf neue Beiträge (: der Post mit deiner Geschichte hat mir sehr gut gefallen, so lernt man dich und deinen Lebensweg mal ganz umfassend kennen. Daher auch schon die Idee für deinen nächsten Eintrag: Wie wäre es mit einem Rundumschlag über die private Entwicklung deines Liebesleben der letzten Jahre?
    Man liest hier so viele kleine Bruchteile deines Lebens und zumindest mir geht es so, dass so Überblicke helfen, sich ein rundes Bild von dir zu machen;-) Ganz liebe Grüße Jana (:

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    1. Liebe Jana,
      aus sehr persönlichen Gründen (die ich nicht auf dem Blog offen legen kann) hatte ich mich eine Weile zurück gezogen. Nun bin ich langsam wieder da aber ich weiss nicht in wieweit ich mich hier wieder so öffnen kann wie ich das früher oft getan habe.
      LG Nadine

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