Dienstag, 18. März 2014

Brauche Ich Das Wirklich?

Liebe Leser,

ich erscheine auf kaum einem Blogroll anderer Blogger, werde von den Modefirmen nicht bemerkt und habe sehr wenige Leser. Alles schade, denn als eine der "großen" Bloggerinnen hätte ich eine gewisse Art von Macht die ich derzeit gerne gebrauchen würde. Bloggerinnen sind die neuen Vorbilder, sind Inspiration, sind Informationsquell. Sie sind sowohl für ihr Publikum als auch für die Modeindustrie von unschätzbarem Wert. Was heute gepostet wird, entwickelt sich oft schon am nächsten Tag zum Renner. Shoppingtipps werden so schnell wie möglich umgesetzt. Das Gefühl: "Das muss ich haben" ist häufig spürbar.

Wie ihr wisst bin ich auch auf Instagram aktiv und ja, auch ich gehöre zu den Frauen die sich schnell anfixen lassen wie es so schön heisst. Auch ich wandere nachdem ich was schönes gesehen habe gerne zu DM. Auch ich besuche schnell noch Abends einen Onlineshop und packe den Warenkorb voll. Ich bin keinen Deut anders als alle. Bis ich vor ein paar Wochen auf etwas aufmerksam geworden bin und jetzt eine Art Umdenken bei mir eingesetzt hat. Was ist passiert? Es fing alles an mit Mikrokügelchen in Duschpeeling und Zahnpasta. Diese lustigen blauen Kügelchen die man über die Haut schubbert und dabei seine abgestorbenen Hautschüppchen los wird. Ich Naivling dachte ja immer das wäre eine Art Gel oder so in dem noch extra Pflegeeffekte stecken. Wie oft habe ich deshalb versucht die Kügelchen zu zerquetschen. Das ging aber nicht, denn es handelt sich um Plastikkügelchen. Diese sind so winzig das sie in der Kläranlage nicht herausgefiltert werden sondern im Meer landen. Dort werden sie von Meerestieren gefressen die denken das es Plankton ist, also Nahrung. Und die Fische wiederum landen in unserem Magen. Der Kreislauf schliesst sich also. Nach und nach zerstören wir somit unsere Umwelt und uns selbst und das nur mit einem dummen Peeling, das wir uns genauso gut selbst aus Zucker oder Salz herstellen könnten. Ich weiss nicht warum gerade das Thema mich so berührt hat, aber das hat es. Vielleicht weil ich das Bild nicht loswerde das ein kleines Tier einen mit Plastik gefüllten Magen hat und daran eingeht.
Wenn man erst einmal anfängt sich mit sowas zu beschäftigen stolpert man immer und immer wieder über Plastik. Es ist ein billiger Stoff und wird fast überall genutzt und eingesetzt. In Kosmetik, bei Verpackungen, in Kleidung, etc. Willkommen in der Plastikhölle. Mich hat es dazu animiert mich nach Alternativen umzuschauen (z.B. ein Stück Seife statt Duschgel), anzufangen unnötigen Plastikmüll zu vermeiden indem man Verpackungen ohne Plastik kauft, etc. Ich stehe noch ganz am Anfang meiner Reise, und ich merke wie schwierig es ist sein eigenes Verhalten zu ändern, da es teilweise wenig bis keine Alternativen gibt.

Bei meiner Beschäftigung mit Plastik kamen auf einmal noch viele andere Sachen hinzu und kreuzten den Weg. Manchmal ist es schwierig die Informationen zu entwirren, die Zusammenhänge zu verstehen, die Konsequenzen zu ertragen. Letztens z.B. habe ich über Kleidung nachgedacht. Ausgelöst durch die ständigen Primark-Hauls die bei Insta z.B. gezeigt werden. Gerade Primark ist stylish, billig und ein absoluter Hype und in meinen Augen die Nummer 1 die für Wegwerfmode steht. Ich war auch schon mal bei Primark weil alle sagten wie toll es dort ist. Und auch ich bin dort beladen mit Taschen herausgekommen. Ich denke man verfällt in einen kleinen Rausch, nicht nur ausgelöst durch die günstigen Preise sondern auch durch die Giftstoffe die in der Luft liegen und wohl schon Berichten zufolge Verkäuferinnen krank gemacht haben. Damit wir ein T-Shirt billig kaufen können wird es in Armutsländern unter schlimmen Arbeitsbedingungen produziert, in Fabriken die unsicher hoch zehn sind. Es wird mit Stoffen gefärbt die gesundheitsschädlich sind und der ganze Dreck wandert in die Umwelt. Wenn ich im Laden ein Teil sehe verschwende ich keinen Gedanken daran wie es produziert wurde, vieles weiss man auch nicht, oder will es nicht wissen. Es ist auch nicht so das der Preis allein entscheidend ist um schlecht von gut unterscheiden zu können. Nein, Giftstoffe in Kinderkleidung wurden wohl sowohl bei Primark als auch bei Burberry gefunden. Was also tun? Ich weiss es einfach nicht. Biobaumwolle ist gut, aber beim Färbeprozess wird wieder mit Chemie gearbeitet. Fairtrade ist wichtig um zu wissen das ein Arbeiter auch einen angemessenen Lohn bekommt. Wie beim Essen auf Instinkt zählen: Riecht ein Kleidungsstück arg nach Chemie, dann lieber Hände weg (übrigens auch wenn darauf seperat waschen steht).
Derzeit erscheint mir folgender Weg ein guter zu sein. Sich zu fragen: Brauche ich das wirklich? und dadurch bewusster einzukaufen. Im Endeffekt brauchen wir keinen Kleiderschrank der aus allen Nähten platzt, wir brauchen doch z.b. keine 20 schwarzen Blazer wenn einer reicht, oder? Aber Kleidung ist schon lange nichts mehr was zweckmässig ist oder logischen Gesetzen folgt. Mode ist Spaß, ein Lebensgefühl, ein Ausduck wer ich bin oder sein möchte und Shopping ist inzwischen zu etwas mutiert das unsere innere Leere füllen soll, von dem erwartet wird das es uns glücklich macht, es ist Ablenkung, es ist Kurzweil, es ist Trostpflaster.

Und nun frage ich mich selbst: Kann ich als selbsternannte Modebloggerin etwas bewirken? Bin ich überhaupt glaubwürdig? Ist es ein Zwiespalt über Mode zu bloggen und gleichzeitig Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein zu predigen? Ich dachte das wäre es und habe darüber nachgedacht diesen Blog zu schließen. Aber Mode ist mehr als sich ständig Klamotten zu kaufen und zu präsentieren. Ich kann auch mit wenigen Klamotten inspirieren. Manchmal macht es nur die Art und Weise wie man ein Kleidungsstück trägt und in welchen Kombinationen.
Wie ihr wisst gehe ich sehr gerne auf Flohmärkte. Meine liebe Freundin Claudia findet dort die tollsten Sachen. Kein Problem bei Größe 38/40 die sich nicht verändert. Mit Größe 48 sieht das jedoch schon anders aus - ich finde fast nie etwas. Ich nutze den Flohmarkt um Abendtaschen und Schmuck oder Deko und Geschirr zu finden.
Dadurch das es inzwischen viel mehr Mode in großen Größen zu kaufen gibt, sei es in deutschen als auch in englischen Shops fällt das Shoppen natürlich auch leichter und macht viel mehr Freude. Auf einmal kann man auch als Plus Size den Spaß an Mode genießen. Ich habe vor ca. 2,5 Jahren mit meiner Reise zu einem neuen Stil begonnen. Und jetzt fühle ich mich wohl in dem was ich trage. Ich habe ein neues Selbstbewusstsein entwickelt und ein Gespür für Dinge die mir stehen und die ich gerne tragen würde. Diese Reise wird nie enden, das weiss ich, aber nun geht sie in ruhigeren Gewässern weiter. Ich habe eine Grundgaderobe und mit dieser kann ich gut leben. Bevor ich mir also etwas neues kaufe denke ich immer öfter: Brauche ich das wirklich? Oder komme ich nicht nach Hause und finde in Pax ein ganz ähnliches Teil? Hat man einmal seinen Stil gefunden gefallen einem doch ganz oft die gleichen Shirts, Röcke oder Kleider. Bewusster einzukaufen und sich mit der Herstellung und den "Inhaltsstoffen" von Kleidung zu beschäftigen habe ich mir ab jetzt vorgenommen.

Und noch ein kleiner Nachtrag: Heute habe ich im Greenpeace Blog gelesen das Primark als eine von 20 Firmen Ihre Kleidung entgiften und im Herstellungsprozess ohne Chemie arbeiten will - Umsetzung bis 2020. Ein viel zu langer Zeitraum in dem viel passieren kann. Ich bin gespannt und werde das im Auge behalten.

Eure NadinE



9 Kommentare:

  1. Liebes Wusel, Du schreibst mir aus der Seele. Beim Essen achte ich total auf regional und Bio, kaufe am liebsten Demeter und bei Klamotten....??? Nun gut, Primark fällt schon aufgrund meines Alters raus, aber da die Produktionsbedingungen ja sowieso für alle Marken gleich **** sind, muss sich für mich auch was ändern. Letztes Wochenende beim Wäsche verräumen habe ich erst mal wieder gemerkt, wie voll mein Kleiderschrank ist. Mehr als voll!!!! Habe mir erst mal einen absoluten Kaufstopp verordnet und muss mir in der Zeit Gedanken machen, wie es modekauftechnisch für mich weitergehen soll. Übrigens, das Bild von den Plastikkügelchen essenden Fischen berührt mich auch sehr. Zum Glück kauf ich wenigstens dieses Zeug nicht. Aber für ein reines Gewissen reicht es trotzdem nicht. LG Melanie

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    1. Liebe Melanie, es ist wirklich so schwierig vernünftig und umweltbewusst zu leben. Und jeden Tag lese ich wieder neue Dinge und denke mir: "Aha, das wusste ich ja noch gar nicht" Ich finde es gerade am Anfang schwierig wenn soviel auf einen einprasselt. Und deshalb sage ich mir: Ein kleiner Schritt nach dem anderen, denn mit einer radikalen Änderung ist man überfordert und verliert schnell die Lust daran. Also geben wir uns Zeit, wichtig ist nur das wir Umdenken und nach und nach etwas verändern und immer mehr Menschen erreichen und zum Umdenken bewegen können. Vor allem die ganz junge Generation. LG das Wusel

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  2. Toller Beitrag und fantastisch geschrieben!

    Ich gebe dir absolut Recht. Ich glaube die meisten von uns haben viel zu viele Dinge, die sie eigentlich nicht wirklich brauchen. Also ich gehöre definitiv dazu. Ich finde immer wieder Klamotten in meinem Schrank, die ich vor Jahren gekauft habe und natürlich nie getragen habe.
    Oder der ganze Nagellack Hype. Gekauft, lackiert und dann verschwindet er in der Schublade.
    Ich sehe da Instagram mittlerweile auch sehr kritisch, zumindest was die anfixerei betrifft. Das ist wirklich krass was da teilweise abgeht, vor allem im Kosmetikbereich.

    Durch dich bin ich auch wirklich erst aufmerksam auf dieses Mikroplastik geworden und richte mein Kaufverhalten jetzt danach. Denn ich denke das ist ein kleiner, aber sehr einfacher und wirkungsvoller Schritt um etwas für uns und unsere Umwelt zu tun!

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    1. Liebe Tanja, ja, absolut. Was im Kosmetikbereich abgeht auf Insta hat dazu geführt das ich vielen Beautyinstas entfollowt bin. Sorry, die haben mich auch angefixt mit Blushes und wie lange braucht man um so einen leer zu bekommen? Und wieviele brauche ich davon? 30 Stück sind ja anscheinend schon Standard... Reichen nicht 3-4? Und was passiert nach 2-3 Jahren? Die Schätzchen landen im Müll, genau wie sehr wahrscheinlich viele Lacke und Lidschatten.
      Ich sage ja nicht das man keinen Spaß dran haben sollte, sondern eben einfach bewusster einkaufen. Und wenn man nur einen ganz kleinen teil umsetzt ist das auch schon toll. Wenn also niemand mehr Peeling mit Plastik kaufen würde dann MÜSSTE der Hersteller sich umstellen. Ich würde mich freuen wenn man die Teenies dafür auch sensibilisieren könnte.... LG das Wusel

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  3. Liebes Wuselchen,

    das hast du wirklich sehr gut geschrieben. Bravo!
    Bis du auf Instagram davon erzählt hast, habe ich nicht wirklich viel davon gewusst, dass diese kleinen Plastikdinger in Peelings wirklich Plastik sind. Ich dachte auch immer wie du, dass es einfach nur bestimmte Peelingkugeln sind, die eben nicht aus Plastik bestehen. Ich bin wirklich geschockt. Es ist ja noch nicht genug, dass wir so schon unmengen an Plastikmüll in Deutschland haben. :( Ich bin in der Hinsicht übrigens so umweltfreundlich wie es geht. Beim einkaufen benutze ich Einkaufstaschen anstatt Tüten, das Obst und Gemüse wird abgewogen und ohne Plastiktüte einfach so mitgenommen (das Klebezettelchen wird dann auf das Produkt geklebt). Ich benutze wiederverwendbare Verpackungen fürs Reisen oder wenn ich mir ne Stulle für unterwegs mitnehmen will.

    Alles kleine Dinge, die aber viel ausmachen wenn mehrere Leute sie beherzigen würden!

    Das mit der Konsumgesellschaft ist auch ein gutes Stichwort! Gerade in Hinsicht auf Kosmetika (ob jetzt dekorativ oder nicht), frage ich mich nun immer vor jedem Kauf "brauche ich das wirklich?". NEIN! Ich habe nämlich genügend Lidschatten, Blushes und Lippenstifte die mir ein ganzes Leben reichen würde. Genauso verhält es sich auch mit der Kleidung. Mein Schrank platzt jetzt nicht aus allen Nähten aber ich komme locker 4 Wochen mit meiner Kleidung aus ohne das ich Waschen müsste. ;)

    Liebe Grüße,
    Vanessa

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  4. Genialer Beitrag. Ich bin ja schon auf dem Tripp weniger zu kaufen. Aber du bringst mich zum nachdenken. Positives Nachdenken! Einmal hab ich so über Paris Hilton abgelästert, weil sie ihre Kleidung angeblich nur 1x trägt. Dabei bin ich ja fast nicht besser. Auch mal für ein Bio Produkt mehr Geld auszugeben finde ich mittlerweile sehr gut. Ich meine ein Produkt hält schon länger als man denkt. Nur muss man gut mit der AnFixerei umgehen können... liebe Grüsse aus der Schweiz

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  5. Sehr guter Eintrag! Ich habe Dich gerade erst entdeckt. Mir geht es ähnlich. Und vor Fleischtheken wird mir neuerdings schlecht. Wenn ich das da alles so liegen sehen, tun mir die Tiere so leid. Ich esse nun anders. Und ich mache die erste Fastenzeit meines Lebens, indem ich zb. nicht shoppe. Ganz liebe Grüße aus Kiel, Gitta

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  6. Hej, mir geht es ähnlich. Ich habe meinen Blog gerade mal knapp zwei Wochen und bin fleißig am Klamotten kaufen, weil ich erst vor 9 Monaten oder so auf die ganze Plussize-Welt gestroßen bin. Aber schon jetzt merke, dass ich immer schneller Dinge aussortiere. Ich versuche, sie dann nicht in die Kleider-Container oder den Müll zu geben, sondern in Kleiderkammern. Aber ich mach mir schon Gedanken, wie schnell ich mich verführen lasse. Toller Beitrag!

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